Warum Berufsfotografen nicht kostenlos arbeiten können
Lieber potentieller Fotokäufer,
vermutlich sind Sie auf diese Seite weitergeleitet worden, weil Sie um die kostenlose
oder sehr günstige Nutzung eines oder mehrerer Bilder gebeten haben.
Wir Berufsfotografen erhalten regelmäßig Anfragen nach kostenlosen Bildern.
Im Idealfall wäre jeder von uns gern in der Lage, positiv auf solche Anfragen zu
reagieren und zu helfen. Ganz besonders, wenn es um Projekte oder Bemühungen für
die Bildung, soziale Themen und den Umweltschutz geht. In vielen Fällen wären wir
froh, wenn wir die Zeit und die Ressourcen hätten, um mit mehr als nur dem
Bereitstellen von Fotos zu helfen.
Leider ist es im praktischen Leben so, dass wir häufig nicht in der Lage sind zu
reagieren, oder wenn wir es tun, dann sind unsere Antworten kurz und legen unsere
Gründe für eine ablehnende Antwort nicht verständlich genug dar.
Die Umstände sind jedes Mal anders, doch wir haben festgestellt, dass es eine Reihe
von Themen gibt, die immer wieder auftauchen. Auf diese gehen wir im Folgenden
näher ein, damit Sie unsere Gründe besser nachvollziehen können, Missverständnisse
möglichst vermieden werden und kein Groll entsteht.
Wir bitten Sie, die folgenden Ausführungen so positiv aufzufassen, wie sie gemeint sind.
Wir hoffen sehr, dass wir noch einmal ins Gespräch kommen und eine für beide Seiten
nutzbringende Geschäftsbeziehung aufbauen können, wenn Sie die Ausführungen erst
einmal gelesen haben.
Wir leben von unseren Fotos
Wir leben davon, dass wir eindrucksvolle Bilder machen. Wenn wir unsere Bilder nun
kostenlos abgeben oder zu viel Zeit für die Beantwortung von Anfragen nach
kostenlosen Bildern aufwenden, können wir unseren Lebensunterhalt nicht bestreiten.
Wir unterstützen die gute Sache durchaus mit unseren Bildern
Die meisten von uns leisten mit Fotos, mal mehr und mal weniger, einen Beitrag, um
bestimmte Projekte zu unterstützen. Oftmals beteiligen wir uns direkt an den Projekten,
die wir mit unseren Bildern unterstützen, oder es besteht bereits eine persönliche
Verbindung zu Menschen, die bei den betreffenden Projekten eine wichtige Rolle
spielen. Das heißt, jede/r von uns kann sich gelegentlich bei einer Auswahl von
Projekten mit der Bereitstellung von kostenlosen Bildern beteiligen und tut das auch.
Unsere Zeit ist knapp
Der Schritt von der selektiven Unterstützung hin zur Zusage bei jeder Anfrage nach
kostenlosen Fotos ist jedoch nicht praktizierbar, nicht zuletzt wegen des Zeitaufwandes,
der mit der Beantwortung von Anfragen, der wechselseitigen Korrespondenz, dem
Erstellen und Versenden von Dateien verbunden ist, und damit, herauszufinden, wie
unsere Fotos eingesetzt und welche Ziele damit gegebenenfalls erreicht wurden. Die
Beantwortung von Anfragen nimmt viel Zeit in Anspruch, und unser aller Zeit ist knapp.
Begründungen wie „Wir haben kein Geld“ sind oftmals schwer nachzuvollziehen
Der Hauptgrund, der bei fast allen Anfragen nach kostenlosen Fotos angegeben wird,
ist ein knappes Budget, d.h. der Bittsteller beruft sich darauf, es sei kein Geld
vorhanden.
Solche Anfragen kommen häufig von Organisationen, die über beträchtliche liquide
Mittel verfügen, seien es börsennotierte Unternehmen, staatliche oder halbstaatliche
Stellen oder gar Nichtregierungsorganisationen. Schaut man sich den Jahresabschluss
oder ähnliche Dokumente zur Offenlegung der Finanzen an, stellt sich oftmals heraus,
dass die betreffende Organisation oder das Unternehmen Zugang zu beträchtlichen
Finanzmitteln hat, die durchaus ausreichen würden, um Fotografen ein angemessenes
Honorar zu zahlen, wenn man nur wollte.
Zu allem Übel sind es offenbar häufig nur die Fotografen, die von allen an einem Projekt
oder einer bestimmten Aktion Beteiligten gebeten werden, ihre Arbeit kostenlos zur
Verfügung zu stellen. Alle anderen werden bezahlt.
Nach Erwägung derartiger Dinge können Sie vielleicht verstehen, dass wir uns häufig
zurückgesetzt fühlen, wenn man uns sagt: „Wir haben kein Geld.“ Solche
Behauptungen wirken schnell wie eine fiese Masche, mit der leichtgläubige Menschen
ausgenutzt werden sollen.
Wir unterliegen echten finanziellen Zwängen
Der Beruf des Fotografen ist mit einigen Ausnahmen nicht besonders einträglich. Meist
haben wir diesen Weg wegen unserer Leidenschaft für die visuelle Kommunikation, die
bildenden Künste und die Themen auf die wir uns spezialisieren, gewählt.
Der beträchtliche Anstieg an über das Internet verfügbaren Fotos in den letzten Jahren,
gekoppelt mit den kleineren Budgets vieler Fotokäufer, bedeutet für unser ohnehin
schon dürftiges Einkommen eine zusätzliche Belastung.
Darüber hinaus erfordert der Beruf des Fotografen eine erhebliche finanzielle Investition.
Unser Beruf ist von Natur aus ausstattungsintensiv. Wir müssen regelmäßig Kameras,
Objektive, Computer, Software, Speichermedien usw. kaufen. Es gehen Teile kaputt
und müssen repariert werden. Wir benötigen ein Back-up all unserer Daten, da eine
falsch abgestellte Kaffeetasse buchstäblich die Arbeit von Jahren zunichtemachen
kann. Wir alle geben im Jahr Tausende von Euros für essentielle Hardware und
Software aus, da wir auf dem neuesten Stand der Technik bleiben müssen.
Darüber hinaus verbringen viele von uns einen Großteil ihrer Arbeitszeit für Fotoprojekte
auf Reisen und haben hohe Reisekosten.
Und dann, und das ist vielleicht am Wichtigsten, sind da natürlich die nicht
unerheblichen Kosten, die wir für die Zeit unserer Ausbildung aufbringen mussten,
sowie die persönlichen Risiken, die wir oftmals eingehen müssen. Für einen
Schnappschuss muss nur auf den Auslöser gedrückt werden, doch die Herstellung von
künstlerischen Bildern erfordert Begabung, Erfahrung und Fachwissen.
Unter dem Strich ist es also so, dass wir durchaus Verständnis für schmale Budgets
haben, wir es uns aber aus praktischer Sicht nicht leisten können, jeden, der uns fragt,
zu unterstützen.
Eine namentliche Nennung bringt nicht viel
Häufig bietet man uns bei Anfragen nach kostenlosen Fotos aufgrund knapper Mittel als
Gegenleistung anstelle einer wirtschaftlichen Bezahlung an, unser Ansehen zu erhöhen
oder Werbung für uns zu machen, sei es mittels eines Wasserzeichens auf den Bildern,
eines Links oder sogar durch eine besondere Erwähnung des jeweiligen Fotografen
oder der Fotografin.
Da gibt es zwei Knackpunkte.
Erstens ist eine namentliche Nennung keine Gegenleistung. Schließlich haben wir die
Bilder erstellt. Wenn sie also mit unserem Namen verbunden werden, so ist das eine
Selbstverständlichkeit und nichts, von dem wir uns erhoffen, dass es uns
freundlicherweise gewährt wird.
Zweitens können wir mit einer namentlichen Nennung keine Rechnungen bezahlen. Wir
haben ja bereits darauf hingewiesen, dass wir hart arbeiten müssen, um das Geld zu
verdienen, das wir benötigen, um wieder in unsere Fotoausrüstung zu investieren und
die mit unserer Arbeit verbundenen Geschäftskosten abzudecken. Darüber hinaus
benötigen wir genügend Einnahmen, um für unsere Grundbedürfnisse wie Nahrung,
Wohnen, Beförderungsmittel usw. aufkommen zu können.
Kurz gesagt, eine namentliche Nennung für ein Bild, das wir geschaffen haben, ist keine
Gegenleistung und kann die Bezahlung dafür nicht ersetzen.
„Sie sind der einzige Fotograf, der kein Verständnis hat“
Wenn wir dann doch einmal Zeit haben, mit den Leuten und Organisationen zu
korrespondieren, die kostenlos Fotos von uns haben wollen, bringt man uns manchmal
aufgebrachte Vorwürfe entgegen. Es wird uns dann versichert, dass alle anderen
Fotografen, die die Person oder das Unternehmen kontaktiert habe, mehr als erfreut
gewesen seien, umsonst Fotos zur Verfügung zu stellen, und dass wir der einzige
Fotograf seien, der kein Verständnis zeigt.
Wir wissen, dass das nicht stimmt
Wir wissen auch, dass sich kein vernünftiger und kompetenter Fotograf auf
unzumutbare Bedingungen einlassen würde.
Wir gestehen ein, dass möglicherweise einige unerfahrene Fotografen oder einfach nur
Menschen, die eine Kamera haben, tatsächlich umsonst arbeiten, doch auch hier gilt
der Spruch „Qualität hat ihren Preis“.
Geben Sie bitte eine Rückmeldung
Eine andere Erfahrung, die wir alle schon gemacht haben, wenn wir Fotos kostenlos zur
Verfügung gestellt haben, ist, dass wir keine Rückmeldung oder weiteren Informationen
dazu erhalten, wie sich die Aktion oder das Projekt entwickelt haben, welche Ziele
gegebenenfalls erreicht wurden und wofür unsere Fotos überhaupt gut waren.
Allzu häufig bekommen wir überhaupt keine Antwort auf E-Mails, die wir versenden, um
etwas über den Verlauf von Aktionen oder Projekten zu erfahren, bis sich dann wieder
jemand meldet, weil er kostenlos Fotos haben will.
Seien Sie also bitte so freundlich, uns zu informieren, wie die Sache gelaufen ist, wenn
wir uns schon einmal bereit erklären, umsonst zu arbeiten. Ein bisschen mehr
Wertschätzung trägt wesentlich dazu bei, dass wir in Zukunft weitere Bilder zur
Verfügung stellen.
Zu guter Letzt
Wir hoffen, dass Sie nach der Lektüre der angeführten Argumente besser verstehen,
warum der entsprechende unten genannte Fotograf Ihnen diesen Link geschickt hat.
Wir alle sind Vollprofis und würden uns freuen, eine für beide Seiten nutzbringende
Geschäftsbeziehung mit Ihnen einzugehen.